HeiDoc.net: The Technology Treasure Chest

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Nachdem wir vom Kundensupport nun Aussagen zu allen fünf Produkten haben, und vier davon vom PID als Fälschung identifiziert worden sind, steht fest: Wer Original-Microsoft-Software kaufen will, und Wert darauf legt, Originale zu erwerben, wird es nicht einfach haben. Wir haben gesehen, dass die Qualität der mutmaßlichen Fälschungen sehr gut ist, so dass sie vom Original kaum unterschieden werden können. Welchem Verkäufer kann man also trauen?

Es dürfte klar sein, dass Anbieter von Originalversionen von Microsoft-Produkten es in diesen Tagen sehr schwer haben, gegen die vermeintlichen billigen Schnäppchen zu konkurrieren. Bei den Niedrigpreisen können sie wohl kaum mithalten. Wir haben allerdings Rückmeldung bekommen, dass es auch kleine und mittelgroße Händler gibt, die mit Originalversionen in den Preiskampf gehen.

Große Anbieter wie Amazon andererseits haben einen Vertrauensvorschuss, den sie keinesfalls durch Piraterie-Versionen aufs Spiel setzen wollen. Die Software ist dort allerdings etwas teurer.

Wir sehen also zwei Möglichkeiten, um originale Microsoft-Software zu erwerben.

Kauf beim großen Anbieter

Die großen und bekannten Anbieter wie Amazon, Media Markt, Conrad, Cyberport usw. können es sich nicht erlauben, Fälschungen zu verkaufen. Auch wenn die Produkte dort etwas teurer sind als bei eBay, erspart man sich in den folgenden Wochen, Monaten und Jahren jeglichen Ärger mit gesperrten Product Keys. Kleinhändler, von denen man ein mutmaßlich gefälschtes Produkt erhält, sind irgendwann sicher über alle Berge, wenn nicht sogar schon im Strafvollzug, oder werden von Peter Zwegat betreut. Aber auch beim Kauf bei den "Großen" muss man natürlich aufpassen, die Software nicht von einem Dritthändler zu kaufen, der den Anbieter nur als Verkaufsplattform nutzt.

Kauf bei den Kleinen: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Nachdem uns ein Händler glaubwürdig versichert hat, dass es möglich ist, zu diesen Preisen auch Originale anbieten zu können, gehen wir nicht grundsätzlich davon aus, dass es sich bei sämtlichen Schnäppchenangeboten mutmaßlich um Fälschungen handelt. Natürlich wollen wir mit diesem Bericht auch nicht dazu beitragen, das Leben der ehrlichen Händler noch schwieriger zu machen.

Dennoch kann man nicht abstreiten, dass beim Kauf einer Billigversion definitiv ein erhöhtes Risiko besteht, eine Fake-Versionen zu erhalten. Die folgenden Punkte sollen dabei helfen, das Risiko zu minimieren, wenn sie es auch nicht vollständig eliminieren.

  • Lässt die Internetpräsenz des Händlers allgemein Zweifel an der Seriosität aufkommen? (z.B. AGB, Impressum, diverse Siegel, Nutzung eines "Baukasten-Shops", andere angebotene Produkte)
  • Gibt es eine Historie schlechter Bewertungen bei eBay bzw. Amazon, die einen Verkauf von Software-Fälschungen nahe legen?
  • Sind die Produktbilder im Fall von Retail-Versionen (nicht OEM) aussagekräftig, und stimmen mit denen von z.B. Amazon und dem Microsoft Store überein?
  • Besitzen die CoA von OEM-Versionen die nötigen Sicherheitsfeatures? Diese können diekt bei Microsoft nachgeschlagen werden.

Im Falle eines Kaufes einer Billig-Version ist es in jedem Fall ratsam, die Sache vom PID überprüfen zu lassen. Schnäppchenpreis plus Porto zum PID sind immer noch weitaus günstiger als der Normalpreis. Natürlich kann es auch passieren, dass ein gewitzter Händler Fälschungen zum korrekten Marktpreis verkauft, um weniger verdächtig zu wirken. Mit Billig-Versionen meinen wir also jegliche Version, die auch nur den geringsten Anfangsverdacht schürt, dass es sich nicht um ein Original handeln könnte. Wenn man solch eine gekauft und vor sich liegen hat, empfehlen wir die folgenden Schritte.

1. Anruf beim Microsoft-Support, um den Product-Key überprüfen zu lassen. Die Telefonnummer lautet 0180-6672255. Ein Anruf dort hat einen Festpreis von 20 Cent. Der Support kann feststellen, ob ein Key übermäßig oft aktiviert wurde, oder zu einer nicht verkaufsfähigen Entwickler- oder Volumen-Lizenz gehört.

2. Sollte sich der Anfangsverdacht erhärten, kann die Software an den Produktidentifikationsservice geschickt werden. Auch wenn dort angegeben ist, dass man innerhalb von 24 Stunden eine Rückmeldung erhält, dauert die Prozedur derzeit mehrere Wochen, hält sich aber bei sofortiger Einsendung zeitlich im Rahmen, so dass im Fall der Fälle ein Antrag auf Käuferschutz gestellt werden kann.

3. Fristen nicht verpassen! Bei PayPal bzw. eBay hat man 45 Tage Zeit, um einen Fall zu öffnen, bei Amazon 90 Tage. Auch wenn die Antwort vom PID noch aussteht, empfiehlt es sich, provisorisch diesen Schritt zu unternehmen, da es keine Erstattung gibt, wenn man die Fristen verpasst.

4. Hier hatte ich zuvor vorgeschlagen, Strafanzeige zu stellen. Nachdem die meisten Einzelhändler im Laufe der Testkäufe allerdings selbst überrascht über Microsofts Prüfergebnisse waren, gehe ich nicht davon aus, dass sie böswillig oder vorsätzlich handeln, sondern widerum eher von ihren eigenen Lieferanten gelinkt werden. Wahrscheinlich wird Microsoft sowieso versuchen zu ermitteln, wie die mutmaßlichen Fälschungen ihren Weg ins Land finden, und ggf. strafrechtliche Schritte in die Wege leiten.

Was man als geprellter Käufer dennoch durchziehen kann, ist der zivilrechtliche Weg. Denn es besteht natürlich weiterhin ein gültiger Kaufvertrag über die gewünschte Software, und der Verkäufer muss weiterhin zum angegebenen Preis ein Originalprodukt liefern bzw. Schadenersatz leisten, welcher wohl dem Differenzbetrag zu einer gleichwertigen Originalversion entspricht, wie man sie auf Amazon oder im Microsoft Store findet. Im Rahmen dieses Artikels sehen wir davon ab, diesen Schritt durchzuziehen, da er zur weiteren Aufklärung nichts mehr beiträgt. Dienste wie inkasso-sofort.de helfen dabei, solche Ansprüche durchzusetzen.

5. Ganz wichtig ist eine sachlich abgegebene negative Bewertung des Kaufes. Wenn nur jeder hundertste Käufer diesen Schritt unternimmt, hinterlässt dies einen deutlichen Makel im Bewertungsprofil des unseriösen Händlers, und wird dazu führen, dass ehrliche Händler deutlicher auffindbar werden und durch ihre Reputation hervorstehen.

Damit die Bewertung von eBay nicht gelöscht wird, ist es wichtig, dass sie sachlich bleibt, und nicht anklagend ist. Beispielsweise wäre eine Bewertung "Das Produkt ist eine Fälschung" nicht zulässig, "Microsoft hat das Produkt als Fälschung identifiziert" allerdings schon.

Gebraucht- und OEM-Software

Auf Grund einiger Hinweise betone ich hier nochmals, dass der Verkauf von gebrauchter Software und von OEM-Versionen, und damit natürlich auch von gebrauchten OEM-Versionen grundsätzlich legal ist. Dazu gab es bereits zahlreiche Gerichtsurteile – auch wenn dies Microsoft nicht gefällt. Wir sprechen uns hier ganz klar nicht gegen einen Verkauf oder Kauf dieser Versionen aus. In der Theorie stellen sie eine sehr gute Möglichkeit dar, günstig an ein Originalprodukt zu gelangen. Außerdem gehen die bisherigen Erkenntnisse in die Richtung, dass auch ungeöffnete und versiegelte Retail-Versionen gefälscht sein können.

Wichtig ist also, egal ob eine OEM- oder Retail-Version gekauft wird, egal ob gebraucht oder neu – in den fünf vorgestellten Fällen haben wir alle Möglichkeiten abgefrühstückt – dass man den gesunden Menschenverstand walten lässt, im Zweifelsfall Microsoft hinzuzieht, und sich gegen Betrug zur Wehr setzt. Ähnlich wie im Straßenverkehr gilt der Slogan "Augen auf beim Software-Kauf!!"